Hier ist Geschichte überall sichtbar
Wenn ihr von Villach aus auf dem Weg Richtung Grado seid, dann kommt ihr unweigerlich durch Aquileia in der Region Friaul-Julisch Venetien. Wenn ihr auch nur ansatzweise an der Geschichte der Römer interessiert seid, so fahrt nicht einfach durch, sondern nehmt euch die Zeit für eine kurze (oder auch ausgiebige) Besichtigung.
Niemanden von euch wird es wundern, dass Aquileia seit 1998 ein UNESCO geschütztes Weltkulturerbe ist!
Wo parken?
Wenn ihr die Gegend um das Forum besuchen wollt, so könnt ihr (gegen Gebühr) durchaus in der Nähe parken. Entweder beim Kiosk oder ihr fahrt auf der Hauptstraße am Basilika-Bereich vorbei (den Turm seht ihr links von euch) und biegt dann gleich links ein (es ist angeschrieben).
Wollt ihr länger bleiben und/oder nichts bezahlen, dann fahrt noch ein kleines Stückchen weiter, bis ihr rechts von euch das Museumsgebäude seht und biegt dann kurz danach rechts ab. Links in dieser Straße ist der große Parkplatz nicht zu übersehen. Ich habe hier noch immer einen Platz gefunden. Natürlich gibt es noch viele weitere Möglichkeiten, aber das würde zu weit führen.
Die Ausgrabungen beim Forum
Gleich bei der 1. Ampel hoffe ich (anders als sonst), dass es ROT ist, denn von hier aus hat man einen wunderschönen Blick auf eine große Ausgrabungsfläche: Das römische Forum (115×57 m) mit dem teilweise rekonstruierten östlichen Säulengang. Im 2./3. Jhd. waren hier Geschäfte um den Hauptplatz – fast so, wie es jetzt noch bei vielen zentralen Plätzen üblich ist.
Die ältesten Funde lassen sich bereits auf die Eisenzeit (etwa 800–500 v. Chr.) datieren und kamen in der Gegend des Forums zum Vorschein. Die Blütezeit war jedoch deutlich später!
Das 2. Rom, wie Aquileia auch manchmal genannt wird, war sowohl wirtschaftlich (Handel mit den Ländern nördlich der Alpen) als auch strategisch (Erkundung der angrenzenden Gebiete) wichtig für das römische Reich. Die Gründung erfolgte, weil man damals nicht wollte, dass sich Kelten in dieser Gegend ansiedeln. Aquileia war zu seiner Blütezeit unter der Herrschaft von Kaiser Augustus die viertgrößte Stadt auf italienischem Boden. Die Legionäre aus nördlicheren Gebieten haben sich im Winter bis hierher zurückgezogen. Kein schlechter Plan, wie ich meine…
Römerstraßen gibt es noch
Beeindruckend finde ich das Straßenstück der antiken Römerstraße namens Via Aratria Gallia Decumanus, rechts der Hauptstraße. Wenn man ganz genau schaut, kann man sogar Wagenfurchen sehen.
Via Annia
Diese führte von
- Adria nach Padua, weiter entlang des Brenta Kanals nach
- Altino und über San Donà di Piave nach
- Eraclea und Concordia Sagitaria. Von dort geht es weiter über
- Latisana und San Giorgio di Nogaro nach Aquileia.
Größtenteils verlaufen die heutigen Straßen ebenso. Die Via Annia war eine der bedeutendsten Straßen im Norden Italiens zu römischer Zeit!
Es gibt links und rechts der Hauptstraße wirklich viel zu sehen und laufend wird weiter ausgegraben. Es gibt vermutlich noch so viel zu entdecken, dass ich es nicht mehr erleben werde bis alles erforscht ist (falls das auf Grund der aktuellen Bebauung überhaupt möglich sein wird). Viele der transportablen Fundstücke sind in den Museen zu besichtigen.
Aquileia am Wasserweg erreichen?
Aquileia war jahrhundertelang der wichtigste Hafen der oberen Adria. Davon ist heute auf Grund veränderter Wasserwege nicht mehr viel zu bemerken.
Aber man kann rechts der Hauptstraße (wenn man durch das Ortszentrum fährt) zur heutigen Marina direkt am Fluss Natissa gelangen.
Abbiegen muss man vor dem Mausoleum Candia, einer wirklich beeindruckenden (replizierten) Grabstätte, die von 2 besonders schönen Löwen bewacht wird.
Das Original stammt aus dem Zeitalter von Augustus!
Wer sich noch etwas weiter vorwagt, kann mit etwas Glück beobachten, wie die typischen Senknetze in der Region gehoben werden.
Solltet ihr nun eine Pause bei eurer Besichtigungstour brauchen, so empfehle ich gleich am Hauptplatz zu bleiben oder weiter Richtung Piazza Capitolo (bei der Basilika) zu gehen bzw. zu fahren.
Der Hafen zu Zeiten der Römer
Der ehemalige Flusshafen von Aquileia ist an ganz anderer Stelle zu finden, nämlich hinter dem Forum. Dort führt ein Weg in Richtung Basilika. Man sieht deutlich die Reste der Hafenanlage, aber auch von Ziegelsteinen abgestützte Marmorbauteile, die einmal Teil eines Gebäudes waren.
Als Österreicherin hätte ich mich sehr gefreut, wenn Aquileia ein Teil unseres Staates geblieben wäre. Doch leider haben wir mit dem Ende der österreichisch-ungarischen Monarchie (zum Ende des Ersten Weltkriegs) auch diese Stadt verloren 🙁
Solltet ihr jetzt meinen, das waren schon alle Gründe, um Pause in Aquileia zu machen, so kann ich nur sagen: weit gefehlt! Das ganze Jahr über sind immer wieder Events, die weitere Gründe bieten, um Aquileia zu besuchen!
Nennen möchte ich hier
- das Frühlingsfest (Aquileia in Primavera) – ein ortstypischen Dorffest für die ganze Familie,
- das Römerfest (Tempora in Aquileia) in historischen Kostümen,
- Calici di Stelle im Sommer (Musik und Verkostungen von Weinen und typischen Produkten)
- und natürlich einen Markt zu Weihnachten
- bzw. das Befana-Feuer (Festa della Cabossa) in der Nacht zwischen dem 5. und 6. Jänner. Die Richtung, in die der Rauch abzieht, soll Glück oder Unglück für das neue Jahr anzeigen.
Bestimmt gibt es noch so einiges mehr, aber die Genannten betrachte ich als die reizvollsten Möglichkeiten. Falls ihr andere Feste besucht habt, so schreibt es mir gerne in die Kommentare!
Besonderen Dank möchte ich an dieser Stelle meiner Freundin und deren Familie aussprechen!
Danke für die vielen Erklärungen über Aquileia, Grado und die Umgebung; für die wunderbaren gemeinsamen Abendessen bei euch zu Hause und für die erholsamen Ausflüge in die Lagune.♥ Bessere Reiseführer als euch kann man sich nicht wünschen ♥
Das war aber noch lange nicht alles…
Nun habe ich euch ein wenig über die römische Vergangenheit gezeigt. Im nächsten Beitrag über Aquileia entführe ich euch in die Basilika Santa Maria Assunta und noch ein wenig mehr…
Tanti Saluti
Elena
Offenlegung:
In Aquileia war ich in den letzten 3 Jahrzehnten jedes Jahr mehrfach, da mein Patenkind samt Familie dort wohnt.
Vielen Dank für den informativen Post! Prima Blog.