Das Umland von Codroipo kenne ich gut, befindet sich doch in dieser Gegend die Air Base der Frecce Tricolori – direkt an der SS13, genannt Pontebbana, die von Tarvis über Udine bis nach von Venedig/Mestre führt. Hier habe ich unzählige Male Pause gemacht und meine Freunde besucht. Ich habe Tipps zu Sehenswürdigkeiten und kulinarischen Genüssen erhalten, aber den Hinweis, dass ich unbedingt bei “Vigneti Pittaro” vorbeischauen muss, den habe ich erst 2019 erhalten.
Vigneti Pittaro – was darf ich erwarten?
Ich gebe es zu: zuerst musste ich einmal nachschauen, was das Wort Vigneti bedeutet. Aha – ein Weingut also! Aber was sollte hier anders sein als bei anderen? Da mich meine “Quelle” aber noch nie falsch beraten hat, plante ich einen Besuch im Herbst 2019 ein.
Ich war gleich vom großzügigen Eingangsbereich überrascht, denn üblicherweise war das bei anderen Winzern eher klein, eng und nicht so schön dekoriert. Wir wurden freundlich empfangen und gleich gefragt, ob wir Wein kaufen wollen oder das Museum besichtigen. Also – darum wurde ich hierher “gelockt” – es gibt ein Museum!
Wir sind natürlich auch in den Souterrain gegangen – die Neugier hat sich definitiv gelohnt! Auch wenn es “eigentlich” ein Raum für Vorträge und Besprechungen ist, werden die Sitzreihen von Vitrinen eingerahmt, in denen Glasobjekte aus unterschiedlichen Zeiten zu sehen sind. Ich kann euch nur raten, diesen Teil nicht auszulassen und euch die Zeit zu nehmen, auf Details zu achten.
Nachdem die Familie Pittaro bereits auf über 500 Jahre Erfahrung als Winzer zurückblicken kann, wurde das aktuelle Weingut Anfang der 1970er Jahre von Pietro Pittaro erbaut. Und das, obwohl der Boden in dieser Gegend eher karg ist. Doch wer Friaul kennt weiß, es gibt unterirdisch Wasser, man muss nur wissen wo.
Die Beschäftigung mit seinen Reben und der Weinproduktion war Pietro jedoch nicht genug! Seine Sammelleidenschaft begann mit Drucken, die man jetzt gerahmt an der Wand sehen kann und alten Büchern über Wein und Weinbau. Werkzeuge, die mit Weinbau zusammenhängen und die umfangreiche Glassammlung kamen erst im Laufe der Jahre dazu und alles wurde sehr umfangreich!
Was gibt es genau alles zu sehen?
Wenn es neben der Treppe nach unten auch eine nach oben gibt, dann wird auch dort etwas zu sehen sein!
In der Bibliothek sind ca. 3.000 Bände zu finden. Besuchen kann man sie nur auf Anfrage, was ich bei Gelegenheit nachholen werde.
Einige der Drucke aus der Zeit von ca. 1550-1900 habe ich an der Wand gesehen, doch es sind viel mehr. Natürlich haben die Motive auch mit Bacchus zu tun. Beachtet das Bild mit dem Schirmständer.
Die Spazierstöcke sind nicht nur dekorativ! In fast allen versteckt sich zwischen Stab und Griff ein “Mehrwert”! Sei es ein Fläschchen, ein Korkenzieher, ein Thermometer oder ähnliches.
Die Glassammlung ist das Kernstück des Museums und hat mir persönlich auch besonders gut gefallen! Neben den kunstvoll verzierten Trinkgefäßen sind natürlich auch Flaschen und Krüge dabei.
Die Handwerkskunst der Vergangenheit nimmt natürlich platzmäßig eine größere Fläche ein. Diesen Teil habe ich aus zeitlichen Gründen leider auslassen müssen, aber sobald ich wieder reisen darf und die Bibliothek besuche, wird auch das bei meiner neuerlichen Besichtigung dabei sein.
Zu guter Letzt sind noch an die 2.000 Porzellan- & Keramikflaschen aus dem letzten Jahrhundert zu sehen.
Ihr seht also: plant ausreichend Zeit ein und falls ihr ins Detail gehen wollt, meldet euch vorher an!
Als Besucher darf man sogar in die Produktionsstätte des Weins sehen, wobei ich nicht hineingegangen bin. Im Verkauf geht es da schon traditioneller zu und wie ich von Freunden weiß, sind die “Kühlschrank genormten” Boxen in Italien sehr beliebt.
Im Verkaufsraum wurde noch einmal auf das Museum hingewiesen – für alle, die durch den Seiteneingang gekommen sind und “nur” Wein oder etwas von den anderen Produkten kaufen möchten.
Ich kann euch nur raten – kombiniert beides!
Wein – Einkauf und Museum
Man braucht zwar ein wenig Zeit, um es zu besichtigen, aber die Leidenschaft, mit der die schönen Dinge zusammengetragen wurden, ist wirklich spürbar.
In meinem Udine Artikel habe ich euch bereits von der Friuli DOC auf der Piazza Matteotti berichtet. Natürlich ist Vigneti Pittaro ebenfalls vertreten! Für ganze 4 Tage kann man die Köstlichkeiten aus Friaul dort probieren.
Beim Hinausgehen habe ich bemerkt, dass ich auch Äpfel hätte kaufen können. Bei diesem Besuch habe ich es versäumt, aber da ich sehr oft diese Straße benutze, kann ich das nächsten Herbst hoffentlich nachholen.
Die Besuche im Museum ohne Führung sind kostenlos!
Führungen mit Verkostung gibt es verständlicherweise nur nach Voranmeldung. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass der Einkauf auch von nur einigen wenigen Flaschen für den Hausgebrauch schnell, freundlich UND zu einem fairen Preis abgewickelt wird.
Mich hat aus sentimentalen Gründen natürlich auch die Bildersammlung der Frecce Tricolori sehr berührt. Aber überrascht bin ich nicht gewesen, habe ich doch schon in der Halle in einem aufgeschlagenem Buch das Bild eines ehemaligen Comandante der Pattuglia Acrobatica Nazionale (PAN) gesehen. Einer von hier aus der Gegend. Einer der sich von Kindesbeinen an gewünscht hat, Pilot zu werden und in der Kunstflugstaffel mitzufliegen. Und gleichzeitig einer, den ich als sehr netten Menschen kennenlernen durfte.
Vigneti Pietro Pittaro
Via Udine 67
33033 Codroipo (UD)
+39 0432 904726
info [at] vignetipittaro [dot] com
Montag bis Samstag geöffnet;
8.00 – 12.00 und 14.00 – 18.00
Tanti Saluti – Elena
Offenlegung:
Der Besuch erfolgte aufgrund einer privaten Empfehlung. Ich habe keinerlei Gegenleistung der Familie Pittaro erhalten, aber die Erlaubnis, zu fotografieren und darüber zu schreiben. Mit dabei bei den Prospekten war ein kleines Journal, in dem alle produzierten Weinsorten erklärt sind – mit Geschichte, Geschmack & Geruch und wozu er passt. DANKE nochmal – GRAZIE di nuovo!
Ein klasse Beitrag, Danke dafür. Ich habe diesen auf FB geteilt und einige Likes bekommen :).
Vielen Dank!