Dieses schöne Gebäude habe ich auch im Zuge von “Castelli aperti” – dem Wochenende der offenen Schlössern vor einiger Zeit kennengelernt. Ich habe mich besonders gefreut, dass Contessa Marina Gelmi di Caporiacco mir die Erlaubnis gegeben hat, über das Castello Villalta zu schreiben obwohl es sich bei dem Schloss um die private Residenz der Familie handelt.
Strada dei Castelli e dei Sapori
Auf der Autobahn A23/E55 nimmt man die Ausfahrt Udine Süd, weiter etwa 15 km auf der “Strada dei Castelli e dei Sapori” Spilimbergo-Fagagna. Es sind Wegweiser zum Castello Villalta vorhanden. Wie so oft möchte ich erwähnen, dass ein kleiner Parkplatz in unmittelbarer Nähe zu finden ist. Doch sollte dieser belegt sein weil ein besonderer Tag ist, dann ist es auch von den öffentlichen Parkmöglichkeiten im Dorf nicht weit.
Burg Villalta ist ein Paradebeispiel von mittelalterlicher Baukunst
Schon der Weg vom Auto zum Eingangstor hat mir gefallen, doch im äußeren Innenhof (dem Borgo) sollte man sich unbedingt Zeit nehmen und den Anblick der oberen Burg so richtig genießen. Schön sind auch die Schwalbenschwanzzinnen (ghibellinischen Zinnen) samt der runden Ecktürme und später zeige ich euch auch noch ein Bild der Wehrgang bzw. der inneren Verbindungswege.
Besonders romantisch ist es, wenn man (wie wir) im Frühling dort ist, denn die unterschiedlichen Blüten und das frische Grün bilden natürlich zu den Steinmauern eine perfekte Harmonie. Beim Eingang zum oberen Bereich befindet sich ganz rechts eine kleine Kapelle (ca. 16. Jhdt.) mit einem spätbarocken Altar, die – wenn man Glück hat – auch geöffnet ist.
Habt ihr beim äußeren Tor den Turm im Wappen der Familie della Torre bemerkt? Oder beim inneren Tor den venezianischen Löwen? Das führt uns gleich zu einer der Geschichten, die sich um dieses Castello ranken.
Ein Schloss und 2 Legenden um tragische Liebe…
Caterina di Carpenedo & Lucio della Torre
Lucio della Torre war für seine Grausamkeiten berühmt. Als er seine Mätresse Caterina di Carpenedo satthatte, ließ er sie lebendig einmauern. Angeblich kann man sie noch heute kann in manchen Nächten hören oder sogar sehen. Glück hat ihm sein Lebenswandel nicht gebracht: Er wurde 1723 in Gradisca wegen seiner Grausamkeiten hingerichtet.
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Diese und die gleich folgende Geschichte wurde mir im FVG Tourismusverband in Cervignano erzählt, ohne dass ich damals schon wusste, dass es sich dabei genau um dieses Castello handelt!
Ginevra di Strassoldo & Odorico di Villalta
Beim 2. Liebespaar handelt es sich um Ginevra di Strassoldo, die am Weg zu ihrer Hochzeit mit Odorico di Villalta von Federico di Cucagna, dem sie ursprünglich versprochen war, aus unerfüllter Liebe entführt werden sollte. Aus Angst vor Entehrung wurde sie zu Stein. Ihr Bräutigam, der die Angreifer inzwischen vertrieben hatte, küsste sie dennoch innig und seine Tränen erweckten sie so wieder zum Leben.
Dennoch war den beiden kein langes Glück beschieden. Der junge Ehemann musste schon bald in den Krieg ziehen, von dem er nicht mehr heimkam. Ginevra hat nie aufgehört, auf ihn zu warten und noch heute soll man in manchen Nächten ihr Klagen hören.
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Ihr seht, Liebe und Leid liegen bei diesen Geschichten nah zusammen und ich freue mich immer, wenn sich Dinge finden wie hier: Ich höre eine Geschichte und recherchiere Burgen oder Schlösser und plötzlich ergibt alles ein Ganzes!
Ich kann euch weder sagen, ob die Büste eine der beiden Schönheiten darstellen soll, noch konnte ich in Erfahrung bringen, wer der Ritter sein soll, aber ich finde sie beide wunderschön!
Habsburger Spuren im Castello Villalta
Wir haben neben “unserer” Kaiserin Maria Theresia auch Sisi & Franzl angetroffen – zumindest in Bildern. Somit ist das ein Grund mehr für mich, über dieses schöne Gebäude zu schreiben.
Dass man hier heiraten kann, wird vermutlich niemanden wundern!
Wie euch bei den Bildern vielleicht schon aufgefallen ist: Die Burg ist von einem doppelten Mauerring umgeben. Beim Innenhof zwischen den beiden Mauern ist im ehemaligen Wirtschaftsgebäude der Zugang zu den Räumen für (Hochzeits-) Feiern, von denen ich einen schön gedeckten Saal besuchen konnte.
Ein Rundgang durch die obere Burg
Wir beginnen unseren Besuch im Hauptgebäude in der Halle (Loggia), denn das entführt euch gedanklich am besten in die vergangenen Jahrhunderte. Man kann noch genau sehen, dass in früheren Zeiten 4 großzügige Bögen als Zugang zum hinteren Hof genutzt wurden. Heute sind nur noch 2 davon verglast, die anderen beiden sichtbar zugemauert.
Der Eingangsbereich ist schon schön, aber es geht weiter nach oben in die privateren Räume. Im großen Saal kann man Fresken aus dem 17. Jahrhundert bewundern! Die Salons haben sehr wohlklingende Namen:
- Salone dei Patriarchi
- Sale Imperiali
- Sala degli Alberi Genealogici
Ich mag in Schlössern und Villen aber nicht nur die hochherrschaftlichen Räume. Auch Küchen oder Arbeitszimmer finde ich sehr spannend. In dieser, im rustikalen friulanischen Stil, konnten wir nicht nur die Kupferkessel sehen, sondern auch die typischen bemalten Krüge, wie ich sogar einen habe (mit einem anderen Motiv, versteht sich)!
Im Arbeitszimmer, das ich in dieser Art auch gerne bei mir daheim hätte, sieht man, dass es Bewohner der Burg durchaus der deutschen Sprache mächtig sind.
Nun haben wir unseren Rundgang durch die Räume in der Burg fast beendet. Abschließend möchte ich noch ein wenig auf die Geschichte eingehen:
Eine der wichtigsten mittelalterlichen Burgen im Friaul
Dass Villalta ein sehr umkämpftes Gebäude in Friaul war, wird niemanden wundern. Wie viele andere herrschaftliche Bauten sind auch hier bereits römische Reste gefunden worden.
Bereits in den ersten Jahren des 12. Jahrhunderts gibt es urkundliche Erwähnungen, die Anfänge der heutigen Burganlage reichen jedoch noch weiter zurück. Wie bei vielen wehrhaften Gebäuden wechseln sich auch hier Zerstörung und Wiederaufbau ab. Seit ca. Mitte 1500 steht der Palazzo mit dem schönen Flügel im Renaissance Stil im oberen Mauerkranz in der heutigen Größe.
Natürlich versuchten auch hier sowohl Venedig als auch die Patriarchen von Aquileia und Grafen von Görz die Burg zu besitzen, was immer wieder heftige Kämpfe nach sich zog.
Ende des 18. Jahrhunderts ist auch Napoleon’s Befehlshabern nicht verborgen geblieben, dass das Castello Villalta eine strategisch gute Position hätte. Marschall Bernadotte – ein Vorfahre des schwedischen Königshauses – hatte hier die Befehlsgewalt.
Man kann auch Gutes kaufen
Das Castello di Villalta produziert hochwertige regionale Produkte wie Olivenöl, Limoncello, Nocino, Honig und Marmelade. Sollte ich wieder einmal bei einer Veranstaltung in diesem tollen Castello sein, werde ich mir sicher das ein oder andere Souvenir mit nach Hause nehmen.
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Lasst euch auf jeden Fall die Aussicht nicht entgehen, denn die ist spektakulär und wie auf diesem Bild, sieht man im Nachbardorf gleich zur nächsten wehrhaften Schönheit.
Castello di Villalta
Via Castello 27
33034 Villalta di Fagagna (UD)
+39 0432 800171
info [at] castellodivillalta [dot] it
Tanti Saluti
Elena
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Offenlegung:
Dies ist ein rein redaktioneller Artikel, für den ich weder beauftragt, noch bezahlt wurde.
Ich freue mich jedoch sehr, dass ich von Contessa Marina die Erlaubnis bekommen habe, über ihr schönes Schloss zu berichten.
Gerade auf 3 Sat gesehen!
Toll diese oben geteilten Mauern!
Wunderschön auch die anderen Villen und Burgen im Friaul.
Das inspiriert mich geradezu, die Burg Wernigerode am Ostharz wieder mal zu besuchen.
Vielen Dank, liebe Gabriele!
Ja, ich liebe Burgen, Schlösser und vor allem die wunderschönen Villen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Es gibt noch so viel zu entdecken 🙂
Liebe Grüße
Elena
Faszinierend wie du berichtest weiter so
Vielen Dank, liebe Marietta, für die netten Worte!
Herzliche Grüße
Elena