Ein Aussichtspunkt, den ihr nicht verpassen solltet
Egal ob ihr die Bundesstraße oder die Autobahn E23 Richtung Adria nehmt, die kleine Gemeinde Osoppo ist euch möglicherweise schon einmal aufgefallen.
Wir befinden uns in der Nähe von Gemona, dem schönen Ort am Hügel, wenn man Richtung Osten (also zur slowenischen Grenze) blickt, und fahren auf der SS13 schon an historischen Begrenzungen vorbei.
Falls nicht, dann achtet bei der Abfahrt von der Autobahn einmal auf die Flagge am Hügel “Colle Napoleone”!
Sehr lang bin ich nur durch den Ort durchgefahren, aber irgendwann hat die Neugier gesiegt und ich wollte wissen, ob ich auf den kleinen Hügel überhaupt hinauffahren KANN oder ob das nur zu Fuß möglich ist.
Auch wenn es bei meinem 1. Besuch anders wirkte, es ist KEINE militärische Stätte mehr, aber man kann durchaus junge Männer in Uniform antreffen 🙂
Wie immer – ein paar Fakten zur Geschichte!
Die Festung von Osoppo, auch als “Forte di Osoppo” bekannt, ist eine (teilweise zerstörte) historische Festungsanlage am Stadtrand von Osoppo in Friaul-Julisch Venetien in Italien.
Die Geschichte von Osoppo reicht bis in die Römerzeit zurück (vielleicht sogar davor). Beweise dafür sind Überreste von Bestattungen.
Ihr erinnert euch – Via Iulia Augusta? Die heutige Straße SS13 wurde bereits vor über 2000 Jahren als Verbindung vom Meer Richtung Norden angelegt. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich der Name “Salzstraße” etabliert. Dass es mehr oder weniger die gleiche Streckenführung war, liegt ganz offensichtlich an den Bergen links und rechts der Flüsse Fella und Tagliamento.
Doch auch nach dem Niedergang des römischen Imperiums, also im Mittelalter, wurde Osoppo zu einer wichtigen Festung. Die Lage – gleich nach dem Übergang der Berge ins flachere Hügelland – war prädestiniert, um eine wichtige strategische Rolle in allen Konflikten zu spielen, die im Laufe der Jahrhunderte noch kommen würden. Und glaubt mir, es kamen noch viele!
Im 14. Jahrhundert kam Osoppo unter die Kontrolle der Republik Venedig und blieb bis zum Ende des 18. Jahrhunderts Teil des venezianischen Territoriums. Während dieser Zeit entwickelte sich die Stadt zu einem wichtigen wirtschaftlichen Zentrum mit florierender Landwirtschaft und Handel. Viele der historischen Gebäude und Strukturen, die heute noch in Osoppo zu sehen sind, stammen aus dieser Zeit.
In der Zeit der Napoleonischen Kriege spielte die Festung Osoppo ebenfalls eine wichtige Rolle. Um 1800 wurde sie von den französischen Truppen erobert und als Verteidigungsstellung gegen die Habsburger genutzt.
Während des Ersten und Zweiten Weltkriegs wurde die Festung Osoppo erneut für militärische Zwecke genutzt. Wie schon in den Jahrhunderten zuvor war sie in beiden Kriegen ein wichtiger strategischer Punkt. In der Umgebung von Osoppo gibt es mehrere Gedenkstätten und Denkmäler, die an diese tragische Zeit erinnern.
Auf Grund dieser vielen militärischen Nutzungen wurde die Fortezza di Osoppo 1923 zum “Nationaldenkmal” erklärt.
Was bleibt von der Geschichte?
Ob ihr es als Freilichtmuseum und als archäologische Stätte seht, tut nichts zur Sache. Heute seht ihr noch mehr oder weniger gut erhaltene Reste aus unterschiedlichen Bauphasen. Es konnte noch festgestellt werden, dass hier der Kommandant und die Wächter stationiert waren.
Ich parke gleich abseits der militärischen Anlagen nahe der gut beschriebenen Kirche Sankt Peter, die gut überdacht als Ruine gratis und einfach zu besichtigen ist, genau wie die anderen Überbleibsel aus der Vergangenheit auch.
San Pietro lässt sich bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen, wobei es zu mehreren Umbauten gekommen ist. Die beim Erdbeben 1976 schwer beschädigte Kirche San Pietro stammt aus dem 17. Jahrhundert, aber der Bau wurde nie ganz vollendet. Das Taufbecken ist aber noch gut erkennbar.
Auch in neuerer Zeit haben Hagelstürme ihre Spuren hinterlassen, wie ich feststellen musste.
Detaillierte Informationen in mehreren Sprachen oder gute Skizzen findet ihr auf gut sichtbar aufgestellten Tafeln. Auf einer davon stand auch, dass die Ruine während der Kriegszeiten als Lager u.ä. genutzt wurde.
Bevor ich links oder rechts davon einen Aufstieg wage, gehe ich gerade vor und genieße den östlich gelegenen Aussichtspunkt; ihr seht auf Gemona del Friuli und die umliegenden Berge.
Wenn ihr euch bei dieser Aussicht genau eine 1/4 Drehung nach rechts wendet, dann seht ihr das ehemaligen Haupt-Munitionslagers des gesamten Komplexes. Ich will nicht zu sehr in die militärische Geschichte eintauchen, aber für alle, die es interessiert, könnt ihr hier nachlesen.
Von diesem zentralen Hauptplatz aus könnt ihr neben der Kirche ganz hinaufgehen oder bei der Bar in die andere Richtung.
FALLS ihr euch für die Erkundung der Tunnel entscheidet, solltet ihr keine klaustrophobischen Neigungen haben. Nehmt auf jeden Fall eine gute Taschenlampe mit. Ich hatte nur mein Handy und das war mir zu wenig hell.
Lohnt es sich auch, wenn man nur spaziert?
Wichtiger für mich als Tunnel und Verteidigungsanlagen: nutzt unbedingt die Chance für einen Besuch in der Bar!
Ich habe bei all meinen Besuchen hier am Hügel viele Einheimische angetroffen. Das Lokal hat innen und außen Charme.
Für alle Fälle: das WC befindet sich hinter dem Gebäude außen.
Nicht zu vergessen ist aber auch der Picknick-Bereich auf der Seite des Tagliamento.
Die wundervolle Aussicht auf Blick über das Dorf Osoppo, den Rivellino-Park, den Fluss und das umliegende Gebiet (egal ob mit oder ohne Jause) ist spektakulär. Genießt die Panoramalage, egal wie gerade die Wetterlage ist!
Was ich NICHT entdeckt habe, sind fossile Abdrücke von Säugetieren im südlichen Teil des Hügels. Sie sollen 2 bis 10 Millionen Jahre alt sein. Für mich definitiv ein Grund, wieder hier heraufzufahren und danach zu suchen 🐾
Insgesamt ist am Hügel alles gepflegt und gut ausgeschildert. Ich empfehle aber gute Schuhe, denn es sind Wege durch Wiesen und die Stufen hinauf und in die Bunker hinunter sind (logischerweise) schon in die Jahre gekommen.
Einen Hinweis oder besser gesagt eine dringende Bitte hätte ich aber: Wenn ein Bereich gesperrt ist, dann geht auch nicht hinein! Es wird Gründe haben und vermutlich will niemand sich selbst in Gefahr bringen.
Geeignet für Geschichtsliebhaber oder jene, die sich als Spaziergänger einfach mal einen Blick von oben ins schöne Friaul gönnen wollen. Ohne Pause in der Bar gehe ich meist ca. eine Stunde am Hügel spazieren. Die 360°-Aussicht von dort oben ist alleine schon den Besuch wert!
Was gibt es sonst noch in Osoppo?
Da die Gemeinde nur ca. 3000 Einwohner hat, dürft ihr nicht allzu viel erwarten. Es gibt wie so oft hier in der Gegend Weinanbau und dadurch auch gar nicht so wenige Gaststätten.
Wer mehr über Veranstaltungen, Führungen und Ausstellungen wissen will, wendet sich am besten direkt an die Touristeninformation (Via Del Cet 1), die leicht zu finden ist.
⇒ Osoppo wird auch das “Dorf der Orchideen” bezeichnet. Wer also an diesen Kunstwerken der Natur interessiert ist, bekommt ebenfalls bei der Info weitere Informationen darüber.
Ihr könnt Kirchen wie die Chiesa di San Giacomo (nahe der Auffahrtsstraße zur Festung), die Chiesa Santa Maria ad Nives und das Teatro della Corte di Osoppo besuchen.
Extra Tipp: Die Straße der Schlösser und die Schinkenstraße verlaufen auch durch Osoppo, was die Möglichkeit bietet, einen Kurzurlaub aus einem Ausflug zu machen.
Ich bin auch schon zur Weihnachtszeit hier gewesen und habe bereits ein typisches (und besonders gut besuchtes) Dorffest mitten im Ortszentrum besucht. Üblicherweise gibt es ausreichend Parkmöglichkeiten, doch bei Gelegenheiten wie diesen kann es durchaus eng werden und dann werdet ihr bemerken, dass Osoppo doch nicht soooo klein ist 🙂
Tanti Saluti
Elena
Offenlegung:
Der Artikel über Osoppo entstand ohne Auftrag und ohne Bezahlung.