Außergewöhnliches, Faszinierendes und Wunderschönes mitten in den Bergen
Viele von euch haben von Villach kommend bestimmt schon einmal Tolmezzo am Wegweiser gelesen oder sogar die kleine Stadt mit ~10.000 Einwohner besucht. Das ist genau dort, wo sich der die Flüsse But und Tagliamento vereinen und gemeinsam Richtung Adria fließen.
Nur wenige Kilometer in die Berge hinein, am Ende einer Sackgasse (oder Straße), findet ihr das Dorf Illegio. Allein der Weg dorthin lohnt sich, denn auf der einen Seite sind unglaublich steile Felswände und auf der anderen seht ihr ein Geröllfeld, das mich wirklich zum Staunen gebracht hat.
Illegio ist ein malerisches kleines Dorf
Wir befinden uns ca. 600 m ü.d.M. inmitten der Karnischen Alpen. Diese Gegend ist mir bereits bekannt und obwohl ich eher ein Stadtkind bin, liebe ich Ausflüge in unberührte Natur, dichte Wälder, klare Bäche und saubere Luft. Überhaupt: die Luft hier – der Wahnsinn! Vermutlich liegt das auch an dem kleinen Bächlein mitten im Ort, das ich euch später noch genauer zeigen will.
Dass die Berglandschaft hier für sportlichere Menschen als mich zum Wandern, Klettern und Mountainbiken verführt, wird niemanden verwundern. Auch vom Trendsport Trail Running habe ich gehört.
Das Dorf mit nur +/- 350 Einwohnern ist geprägt von traditioneller, alpiner Architektur. Viele der Häuser und Gebäude in Illegio sind aus Stein gebaut und haben die typischen Merkmale der Region, wie Schindeldächer und holzverkleidete Fassaden; manche sogar mit Malereien.
Wenn ihr nach Illegio kommt, dann achtet bitte auf die Fahr- & Parkverbote. Es gibt im Dorf wenig Möglichkeiten und falls ihr hier wohnen würdet, dann wäre es euch auch recht, direkt vor eurem Haus einen Stellplatz zu haben. Am Ende des Dorfes (via Carso) ist ein relativ großer Parkplatz. Nutzt bitte diesen!
Ihr fahrt also ganz durch das Dorf durch und wenn ihr das kurze Stück zurückspaziert, könnt ihr schon die 1. christliche Schönheit aus vergangenen Tagen bewundern.
Die Taufkirche Sankt Florian
Meinen ursprünglichen Plan, die Taufkirche San Floriano hoch oben auf dem Berg Gjaideit (730 m über dem Ortszentrum) zu besichtigen, habe ich rasch verworfen. Bei ca. 35° C war es mir dann doch zu heiß, denn man kommt nur zu Fuß hin (ca. 1 Stunde; 3 km; 200 Höhenmeter; ganzjährig möglich, falls kein Schnee liegt).
Aber seit ich im Buch über den Taufkirchenweg in Friaul (“Cammino delle Pievi” von Birgit Kaltenböck-Egger) davon gelesen habe, will ich die Kirche auch von innen sehen. Irgendwann klappt das!
San Floriano, die im romanischen Stil erbaut wurde und wunderschöne Fresken aus dem 14. Jahrhundert sowie einen kunstvollen Altar hat, ist von weitem zu sehen. Bedauerlicherweise haben die Schätze im Inneren Verbrecher angelockt und so wurde vor über 10 Jahren eingebrochen und vieles gestohlen.
Der Verlust der gestohlenen Kunstwerke bedeutete einen unwiederbringlichen Verlust für die Gemeinde und die Kunstwelt. Daher sind die Figuren nicht mehr Original und die Kirche ist auch nicht mehr an allen Tagen zugänglich.
Zusätzlich wurde die Sicherheit in der Kirche und in anderen historischen Gebäuden der Region erhöht, um zukünftige Einbrüche zu verhindern. Dies umfasste die Installation moderner Sicherheitssysteme und die verstärkte Überwachung.
Hatte der liebe Gott die Hand im Spiel?
⇒ 2 der Figuren (San Vito & San Maurizio) wurden jedoch bei einer Auktion entdeckt und sind heute in der örtlichen Pfarrkirche in einem eigens dafür errichteten Altar mit einer Figur der Madonna mit dem Jesu-Kind zu bestaunen.
Was definitiv eine Besonderheit in dieser Kirche oben auf dem Berg ist, das ist eine Reliquie, ein Stück Knochen vom Heiligen Florian, welche 2004 nach Illegio gelangt. Für alle, die seine Geschichte nicht kennen – hier die Kurzform: Florian, ein bekennender Christ, wollte Glaubensbrüdern im Gefängnis helfen und wurde dabei in der Enns ertränkt.
Seine sterblichen Überreste, die über Neapel und Rom nach Krakau gekommen sind (ein Geschenk vom damaligen Papst an den polnischen König im 14. Jahrhundert), fanden im Dom ihre letzte Ruhestätte. Und eben ein kleiner Teil davon befindet sich in San Floriano und wird als Blutreliquie bezeichnet, weil es direkt vom Körper stammt (im Gegensatz zu Kleidung oder anderen persönlichen Gegenständen).
Der Pilgerweg beginnt übrigens beim Friedhof (Cimitero). Sollte ich wirklich jemals den Weg auf den Berg schaffen, dann erfahrt ihr es als Erste in Wort und Bild 🙂
Ein wenig Geschichte muss sein
Wie fast überall, sind auch hier die Spuren der Römer zu finden. Das Dorf selbst wird jedoch “erst” im Mittelalter erwähnt. Illegio war einst ein wichtiger Durchgangsort für Handelsrouten, die durch die Alpen führten. In unmittelbarer Umgebung sind sogar Reste von langobardischen Ausgrabungsfunden zu sehen!
Von Pfaden für Mensch und Esel oder Pferden wurde mir berichtet, denn die heutige Straße, auf der man in <10 Minuten das Dorf erreicht, gibt es noch gar nicht so lang! Wobei: ich habe deutlich länger gebraucht, denn ich bin auf der kurzen Strecke 3x stehen geblieben, um zu fotografieren bzw. einfach die Berge zu bewundern ♥
Was könnt ihr hier finden?
War es einst der Mühlenweg, der Besucher hier herlockte, so wurde es später der bereits erwähnte Taufkirchenweg, der Pilger und Weitwanderer nach Illegio zog. Seit über 20 Jahren ist es jedoch die jährliche Kunstausstellung.
Diese Ausstellung ist dermaßen beeindruckend für mich gewesen, dass ihr mehr darüber gleich hier in einem gesonderten Artikel über “Il Corragio (der Mut)” lesen könnt (falls ihr es nicht schon getan habt).
⇉ Wenn ihr die Möglichkeit habt, Illegio während der Ausstellung zu besuchen, solltet ihr euch diese Gelegenheit nicht entgehen lassen.
Essen, Trinken und vielleicht sogar Übernachten
Ihr kennt mich: NATÜRLICH habe ich auch etwas gegessen, und zwar im Miramonti. Das Lokal ist familiengeführt und das spürt man. Es gibt zwar keinen Gastgarten, aber dafür bodenständiges Essen, wie ich es liebe.
Schade, dass ich nach dem Dessert nicht noch ein Dessert geschafft habe, denn der Strudel hätte mich wirklich auch noch angelacht. Im Nachhinein bedaure ich, dass ich mir nicht einfach ein Stück habe einpacken lassen für daheim. Na ja, ein weiterer Grund, wiederzukommen!
Bedauerlicherweise gibt es die einzige Bar im Dorf nicht mehr und händeringend wird jemand gesucht, der/die wenigstens einen kleinen Eissalon oder etwas Ähnliches eröffnen will, aber derzeit leider, leider…
Was mir aber gut gefallen hat, war das 2. Lokal, das auch einen kleinen Kramer Laden (Gemischtwarenhandlung) integriert hat. Dadurch ist es den Dorfbewohnern möglich, zumindest die wichtigsten Güter des täglichen Bedarfes noch hier im Ort zu kaufen und nicht wegen jeder Kleinigkeit nach Tolmezzo fahren zu müssen.
Noch gibt es eine Mühle in Illegio
Ich habe euch schon angedeutet, dass ein Bächlein mitten durch das Dorf fließt. Das ist etwas, was ich ganz besonders gern mag. Ich finde Wasser nicht nur nützlich, sondern sehr beruhigend.
Natürlich nur, wenn es nicht in Massen daher schießt, doch auch daran wurde gedacht, denn am Weg zum Parkplatz habe ich einen (derzeit trockenen) gepflasterten Bachlauf entdeckt, der bestimmt manchmal notwendig sein wird.
Doch ich zeige euch den kleinen Fluss Sorgente Tòuf, wo früher Wasserkraft genutzt wurde, Wäsche gewaschen und noch manches mehr.
Heute wird Wasser entnommen, zum Garten wässern und Pool befüllen – und etwas außerhalb erfrischen sich (nicht nur) die Kinder des Dorfes im kühlen Nass. Ja, kalt ist das Wasser wirklich, davon habe ich mich selbst überzeugt!
Illegio ist also ein kleines, aber inzwischen kulturell bedeutendes Dorf, das Besuchern einiges zu bieten hat. Egal ob du an Kunst, Geschichte, Natur oder einfach nur an einem friedlichen Rückzugsort interessiert bist, Illegio ist definitiv einen Besuch wert.
Tanti Saluti & Mandi!
Elena
Offenlegung:
Ich durfte das Dorf in kompetenter Begleitung besichtigen. Honorar oder gar einen Auftrag für diesen Beitrag gab es nicht.