Ein Geheimtipp in der Lombardei
Diesmal möchte ich euch Ponti sul Mincio vorstellen – ein kleines, kaum touristisches Dorf nur wenige Kilometer südlich von Peschiera del Garda (Provinz Mantua | Region Lombardei).
Im Frühling 2024 hatte ich das Glück, dass mich Chiara, die ich euch mit ihrem Country Dream bereits vorgestellt habe, die Zeit genommen hat, mir „ihre Stadt“ zu zeigen.
Das charmante Örtchen liegt eingebettet in die sanften Moränenhügel des Gardasees und grenzt an das nördliche Ende vom großen Parco del Mincio. Trotz seiner gerade einmal knapp 2.300 Einwohner hat es eine beeindruckende Geschichte, die bis in die Römerzeit zurückreicht.
Nehmt euch auf jeden Fall genug Zeit, um hier eine Pause einzulegen und das Dorf zu erkunden. Es gibt mehr als nur eine Sehenswürdigkeit zu entdecken!
Einen Parkplatz zu finden, war hier nicht schwer, denn wir waren mitten am Nachmittag, also während der Siesta, im Stadtzentrum.
Monumento ai Caduti – Das imposante Kriegerdenkmal
Am Weg zur weit sichtbaren Burg kommt ihr an einem besonders opulenten Kriegerdenkmal vorbei. Es wurde in der Zwischenkriegszeit vom Ingenieur Giancarlo Maroni entworfen – dem Architekten des Gardasees, der aufgrund der damaligen Grenzen ursprünglich Österreicher war. Sein bekanntestes Werk ist das Vittoriale in Gardone Riviera, die letzte Residenz von Gabriele D’Annunzio.
Obwohl dieses Denkmal nur ein kleines Werk Maronis ist, sticht es dennoch hervor – vor allem für ein Kriegerdenkmal. Nach einer umfassenden Restaurierung um die Jahrtausendwende erstrahlt es heute wieder in voller Pracht. Unbedingt diese Treppen hinaufgehen, denn sie führen euch direkt zum Castello!
Castello Scaligero – Die alte Skaliger-Festung
In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ließ die einflussreiche Scaliger-Familie aus Verona diese Festung errichten. Ihre Herrschaft dauerte allerdings keine zwei Jahrhunderte, bevor sie die Gebietsrechte – und damit auch die Burg – wieder abtreten mussten.
Das komplett ummauerte Castello Scaligero hat eine unregelmäßige, längliche Form. Die Mauer wird von fünf Türmen unterbrochen, von denen zwei einst in die Mauern integriert waren und die anderen drei als Wachnischen dienten. Damals patrouillierten hier oben die Wächter. Besonders beeindruckend sind die Zinnen, die noch gut erhalten sind.


Bei meinem letzten Besuch wurde gerade kräftig restauriert und ohne meine Begleitung hätte ich wahrscheinlich gar nichts besichtigen können. So aber durften wir uns trotz Arbeiten frei bewegen und nicht nur das Castello, sondern auch die Aussicht genießen.


Ich werde den Fortschritt auf jeden Fall weiterverfolgen und euch berichten – vielleicht schaffe ich es sogar zu einem der historischen Events, bei denen das Leben vergangener Zeiten nachgestellt wird!
Chiesa Sant’Antonio Abate – Die Dorfkirche
Mitten im historischen Zentrum steht die Kirche Sant’Antonio Abate, die dem Heiligen Antonius geweiht ist. Er lebte um 300 n. Chr. und gilt als Schutzpatron für Haustiere, Bauern und Metzger.
Die Kirche wurde zwischen dem 12. und dem frühen 20. Jahrhundert immer wieder umgebaut und erweitert. Heute präsentiert sie sich im neoklassizistischen Stil – auf jeden Fall einen kurzen Abstecher wert!
Malereien an den Häusern
Achtet bei eurem Spaziergang unbedingt auch auf die Fassaden der Häuser! Sie sind zwar keine „offiziellen“ Sehenswürdigkeiten, aber die Malereien haben mich wirklich beeindruckt.



Antico Lavatoio – Das alte Waschhaus
Ohne meine einheimische Begleitung hätte ich dieses historische Waschhaus vermutlich übersehen. Es wurde vor einiger Zeit restauriert und wird sogar noch immer genutzt – was man an der aufgehängten Wäsche gut erkennen kann.
Das öffentliche Waschhaus besteht aus drei Becken: zwei kleinere für das Waschen und ein größeres zum Spülen. Die Konstruktion ist aus Beton, die Ränder der Becken sind mit Naturstein verkleidet.


Am Ende des letzten Beckens gibt es einen Abfluss, der das Wasser einfach in einen Graben leitet. Baden ist natürlich verboten, aber ich konnte nicht widerstehen und musste das Wasser testen – für mich eiskalt! Angeblich bleibt die Temperatur das ganze Jahr über konstant bei 13–14 °C. Ok, also für viele nicht wirklich kalt, aber zum Waschen von Wäsche ist das schon eher kalt.
Besonders schön finde ich, dass dieser Platz noch immer ein Treffpunkt für die Dorfbewohner:innen ist – hier wird nicht nur gewaschen, sondern auch getratscht, wie man bei uns so schön sagt!
Forte Ardietti – Ein Stück Militärgeschichte
Auf Empfehlung von Chiara habe ich mich auch noch zum Forte Ardietti aufgemacht – etwas außerhalb gelegen, aber absolut sehenswert! Selbst wenn ihr euch nicht für Kriegsrelikte interessiert, lohnt sich der Besuch wegen der Anfahrt durch die Weinberge.
Der Weg dorthin war allerdings nicht ganz so leicht zu finden. Zwar gibt es einige Schilder, und die Festung ist weithin sichtbar, aber die kleinen Feldwege sind etwas verwirrend.


Parken ist allerdings absolut kein Problem. Ihr könnt bis zum Haupttor durchfahren oder schon vorher beim Zwischentor stehen bleiben und den Rest gehen. Wer mich kennt weiß, dass ich nach Möglichkeit immer den in „Pole-Position“ wähle 🙂


Das Fort wurde Mitte des 19. Jahrhunderts im Auftrag von Feldmarschall Radetzky als Teil der Verteidigungsstrategie der österreichisch-ungarischen Monarchie erbaut. Vielleicht kennt ihr ja den Radetzky-Marsch von Johann Strauss I.? Ich bin mir ziemlich sicher, dass ganz viele von euch nach wenigen Noten mitsummen können.


Die Festung ist erstaunlich gut erhalten und bietet die Möglichkeit, in die Geschichte des Risorgimento (1815–1870) einzutauchen. Bis zu 600 Soldaten konnten hier stationiert werden.
Obwohl die Räume auf den ersten Blick nicht riesig wirken (wenn man durch spaziert), verteilt sich die Anlage auf ein weitläufiges Gelände.
Leider konnte ich die „Österreichische Baracke“ nicht besichtigen, da einige Gebäude geschlossen waren – trotz vollem Eintrittspreis.


Besichtigungen sind von Ende März bis Anfang November möglich. Ihr bekommt Informationsmaterial, um euch besser zurechtzufinden. Besonders cool: Bestimmte Räume können gemietet werden, und es finden dort gelegentlich Events statt – scheinbar erst kurz vor meinem Besuch, denn es sah nach einem ordentlichen Gelage aus! 😄



Wie ihr an den Skizzen und Hinweisschildern sehen könnt, gibt es wirklich viel zu sehen und ich könnte euch noch jede Menge Bilder zeigen, aber ihr sollt natürlich selber hinfahren.
Tipp: Falls ihr eine Jause mitnehmt, könnt ihr euch in der Umgebung ein schönes Plätzchen im Grünen suchen. Es gibt sogar eine Toilette – einfach, aber funktional.


Euch reicht das noch nicht, um den Lago di Garda hinter euch zu lassen und „fremdzugehen“? Dann sind vielleicht folgende Aktivitäten noch genau das, um euch zu diesem Ausflug zu bewegen.
- Radfahren
Ponti sul Mincio – aber auch die Dörfer in der Umgebung – sind alle ideale Ausgangspunkte für Radtouren entlang des Flusses Mincio. Auf den Straßen müsst ihr daher als Autofahrer:innen wirklich BESONDERS auf Radfahrer aufpassen, die bedauerlicherweise nicht alle diszipliniert oder routiniert fahren. - Richtig gut feiern
Wenn ihr eher an Speis & Trank interessiert seid, dann wären vielleicht folgende Dorffeste interessant:
⇨ Anfang August: Sagra di San Gaetano oder
⇨ Anfang Dezember: Sagra di San Nicolò
Fazit
Ponti sul Mincio ist definitiv einen Besuch wert! Abseits der Touristenmassen bietet dieses charmante Dorf spannende Geschichte, idyllische Landschaften und eine Prise echtes, italienisches Dorfleben.




Also: Nicht nur durchfahren – sondern anhalten, entdecken und genießen!
Tanti Saluti
Elena
Offenlegung:
Dies ist ein rein redaktioneller Artikel ohne Auftrag – es wurden auch die Eintritte ins Castello und die Forte in voller Höhe bezahlt.