Illegio ist im Sommer ein Zentrum der Kunst geworden

Seit genau 20 Jahren zieht die jährliche Kunstausstellung Besucher aus der ganzen Welt an und zeigen Werke bedeutender Künstler, oft mit religiösen und historischen Themen.

Der Ausstellungsort ist die „Casa delle Esposizioni“ mitten im Dorf gleich nahe der Kirche auf der Piazza Don G.B. Piemonte. Ihr könnt das ehemalige Pfarrhaus absolut nicht übersehen! Es gibt natürlich auch einen Souvenirshop, Getränke und Toiletten dort.

Gut Ding braucht Weile!

• 2010 habe ich zum ersten Mal von der Kunstausstellung gehört;
• 2021 wollte ich „bei Gelegenheit“ hin und
• 2024 habe ich es endlich geschafft!

Ich gebe es zu – allzu viel habe ich nicht erwartet – hier, mitten in den Bergen. Ich bin verwöhnt von Ausstellungen und Museen, nicht nur in Italien. Doch was ich gesehen habe, hat mich einfach nur staunen lassen!

Wenn für Jesus das kleine Dorf Betlehem und ein Stall gut genug war, warum sollte dann internationale Kunst nicht auch in einem Bergdorf wie Illegio gezeigt werden können? Der Erfolg gab den Visionären recht!

2024 geht es um „Il Coraggio“, den Mut!

Tja, gut gewählt würde ich sagen, denn Mut braucht man (leider) heutzutage in vielen Bereichen. Natürlich war das vor Jahrhunderten in ganz anderen Bereichen so; oft körperlich!

Die Kunstausstellung wurde erstmals 2004 organisiert und hat sich seitdem zu einer bedeutenden Veranstaltung entwickelt. Sie wird von der Gemeinde Illegio in Zusammenarbeit mit verschiedenen kulturellen und kirchlichen Institutionen verwirklicht.

Ziel der Ausstellung ist es, das kulturelle Erbe des Dorfes und der Region Friaul-Julisch Venetien zu fördern und gleichzeitig internationale Kunstwerke zugänglich zu machen.

Perugino, Caravaggio, Bernini, Kandinsky, u. v. m.

Jedes Jahr steht die Ausstellung unter einem anderen Thema, das sorgfältig ausgewählt wird, um relevante und tiefgründige Aspekte von Kunst und Kultur zu beleuchten. Die Themen reichen von religiösen und biblischen Geschichten bis hin zu philosophischen Fragen.

Die 40 ausgestellten Meisterwerke stammen aus verschiedenen Epochen und umfassen Gemälde, Skulpturen und andere Kunstformen. Es sind Leihgaben aus bedeutenden Museen und privaten Sammlungen, was die Ausstellung zu einem einmaligen Erlebnis macht.

Gleich zu Beginn gab es ein Wiedersehen!

Der Hl. Georg und der Drache hat schon einmal meine Bewunderung bekommen. Diese Leihgabe stammt aus Brescia, aus der Pinacoteca Tosio Martinengo, die ich euch bereits ans Herz gelegt habe. Niemals hätte ich gedacht, dass ich San Giorgio e il Drago an anderer Stelle noch einmal sehen darf. Das Kunstwerk ist vor 1500 entstanden!

Mich hat die Dreidimensionalität bereits beim 1. Anblick fasziniert, doch diesmal durfte ich noch viel näher auf das Werk zugehen.

Ebenfalls sehr beeindruckt haben mich die Details des Bildes „Das Martyrium des Heiligen Sebastian“ von Girolamo Genga. Der Künstler wurde in Urbino geboren und lernte bei Perugino. Ein Freund von ihm war der junge Raffaello, der übrigens in Rom, im Pantheon begraben ist. Einer wie der andere Meister ihres Faches. Das Bild hängt üblicherweise in den Uffizien in Florenz.

Seht euch nur die Details der Kleidung an – einfach unfassbar! Wir reden hier übrigens von der Renaissance.

Ein ganz Großer ist auch Caravaggio. Er malte dieses Bild um 1600. Atemberaubend ist auch hier die Größe, denn ich schätze, das sind um die 2 Meter!

⇒Wenn ihr genau schaut, so könnt ihr außer den Soldaten und den 3 wichtigsten Personen (Johannes, Jesus und Judas) noch einen Mann mit einer Laterne hinten rechts sehen.

Man nimmt an, dass es ein Selbstporträt des Künstlers ist.

Beim nächsten Bild scheiden sich die Geister, ob Samson oder David mit dem Löwen kämpft. Fix ist, dass Bernini es gemalt hat.

Doch nicht nur Gemälde gibt es zu sehen

Ein wenig „neidig“ werde ich bei dieser Hochzeitstruhe mit Argonauten Szenen aus der Florentinischen Werkstatt. Sie entstand zu Beginn des 15. Jahrhunderts. Zu gerne hätte ich ein ähnliches Stück daheim. Diese hier ist besonders schön, findet ihr nicht auch?

Abschließen möchte ich mit Kunst modernerer Zeit wie Kandinsky und die spannende Kugel von Arnaldo Pomodoro im Vordergrund. Ein anderes Werk von diesem Künstler habe ich erst vor kurzer Zeit im Garten des Vatikanischen Museums bewundern dürfen.

Für mich war es wie eine kunstgeschichtliche Reise durch Italien!

Dies ist nur eine ganz kleine Auswahl der gezeigten Werke. Ich will euch nicht zu viel verraten, denn ihr sollt selber hinfahren und staunen.

Die Kunstausstellung dauert in der Regel mehrere Monate – von Mai/Juni bis Oktober/November. Besucher haben die Möglichkeit, sich intensiv mit den oft großformatigen Werken und ihren Hintergründen auseinanderzusetzen. Man kann so nahe an die Gemälde herantreten, wie man es selten in den großen Museen darf. Das hat mich besonders beeindruckt.

Diese Veranstaltung hat Illegio über die Jahre hinweg internationale Anerkennung gebracht und trägt wesentlich zur kulturellen und wirtschaftlichen Belebung des Dorfes bei, was in der abgeschiedenen Lage nicht ganz unwichtig ist. Sie bietet den Einheimischen eine Plattform, ihre Traditionen und ihr kulturelles Erbe zu teilen, und fördert den kulturellen Austausch.

Insgesamt ist die jährliche Ausstellung in Illegio ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie ein kleines Dorf durch Engagement und Liebe zur Kunst zu einem wichtigen kulturellen Zentrum werden kann.

2024, das Jahr, aus dem die Fotos stammen, findet die Ausstellung von 18. Juni – 3. November statt.

Öffnungszeiten:

Sonntag von 9:30 – 19:30
Dienstag – Samstag 10:00 – 19:00
August und September auch an Montagen

Eine Reservierung für ein Zeitfenster ist bei Gruppen verpflichtend; kommt man alleine oder zu zweit, ist es dennoch angeraten.

Ein Guide begleitet alle Gäste. Der Eintritt beinhaltet außerdem die Möglichkeit eines Audioguides in Deutsch und Englisch, falls man Italienisch nicht versteht.

Wenn ihr eine deutschsprachige UND persönliche Führung haben wollt, so ist eure Ansprechpartnerin Frau Claudia Baumgardt.

Associazione culturale
Comitato di San Floriano

Via Lequio, 7
33028 Tolmezzo (UD)

mostra [at] illegio [dot] it

Tanti Saluti oder – wie man hier sagt – Mandi!
Elena

Offenlegung:

Ich durfte die Ausstellung mit fachkundiger Begleitung besuchen. Honorar und einen Auftrag für diesen Beitrag gab es nicht.