Ein Dorf, das wiedererweckt wurde
Bei unserer Umbrien-Rundreise haben wir viele wunderschöne Städte besucht. Die bekannteren davon sind nicht unbedingt die größten. Manche – wie Amelia – haben uns positiv überrascht; andere hingegen konnten unser Interesse im Vergleich nur begrenzt erregen.
Aber habt ihr schon einmal von Rasiglia (Provinz Perugia) gehört?
Wir vor dieser Reise nicht, doch als wir in Spello waren, habe ich erfahren, dass der rund 25 km lange Abstecher bzw. eine halbe Autostunde durchaus den Umweg wert ist.
Dieses kleine, verwunschene Dorf im Osten von Umbrien ist ein wahrer Geheimtipp für Italien-Liebhaber. Mit seinen glasklaren Wasserläufen, romantischen Steinhäusern und einer Geschichte, die bis ins Mittelalter reicht, ist Rasiglia ein Ort, der uns verzaubert hat. Wir hätten das echt nicht erwartet!
Der Weg dorthin war allerdings nicht ganz so einfach wie gedacht, da es Straßenarbeiten gab und wir nicht ganz nach Plan fahren konnten. Angekommen sind wir trotzdem 🙂
Die nächste Herausforderung war, einen passenden Parkplatz zu finden, der nicht zu weit vom Zentrum entfernt war. Man möchte meinen, dass das in einem so kleinen Dorf nicht wirklich ein Problem ist. Genau das stellte sich jedoch als schwierig heraus.
Ins Dorf darf man nur als Bewohner:in und der Parkplatz, den wir etwas außerhalb gefunden haben, war voll. Also machten wir es anderen nach und parkten entlang der Straße, die weiter in die Berge führt. Weitere Parkplätze gibt es zwar – wie wir später erfuhren –, aber zu dem Zeitpunkt wussten wir das leider nicht.
Vom Mittelalter zur Textilhochburg
Rasiglia hat eine lange und bewegte Vergangenheit. Bereits im Mittelalter war es eine wichtige Siedlung entlang der Handelsrouten zwischen Spoleto und Foligno. Doch erst in der Renaissance entwickelte sich das Dorf zu einem florierenden Zentrum der Textilproduktion.
Die zahlreichen Wasserläufe, gespeist von einigen Quellen mit der zentralen Sorgente Capovena, lieferten die nötige Energie für Mühlen und Webstühle. Rasiglia wurde zu einem der bedeutendsten Textildörfer der Region – ein echtes Wirtschaftswunder für die damalige Zeit!
Wie Rasiglia fast in Vergessenheit geriet
Doch mit der Industrialisierung im 20. Jahrhundert verlagerte sich die Produktion in größere Städte, und Rasiglia begann langsam auszusterben. Fabriken schlossen, die Menschen zogen weg, und das einst lebendige Dorf wurde beinahe eine Geisterstadt.


Jahrzehntelang verfiel die alte Architektur, und nur wenige Einwohner blieben zurück, um die Geschichte des Ortes am Leben zu erhalten.
Wie Rasiglia wieder zum Leben erwacht
Glücklicherweise blieb Rasiglia nicht für immer im Dornröschenschlaf. Dank engagierter Einheimischer und Initiativen zur Wiederbelebung des Ortes erlebt das Dorf heute eine echte Renaissance. Inzwischen ist es auch „Borgo Ospite“ bei „I Borghi più belli d’Italia“.
Wie ihr mich kennt, hatte genau das einen Reiz für mich! Ich liebe es, wenn nicht alle Häuser „über-renoviert“ sind. Hier wurde meiner Meinung nach der schmale Grat zwischen zu viel und zu wenig genau ausbalanciert.
Nicht nur die Häuser – auch die alten Wasserwege wurden restauriert, und Rasiglia hat sich zu einem regionalen Ausflugsziel entwickelt.



Noch ist es eher ein Geheimtipp, doch der Ort wird immer bekannter, daher rate ich euch, NICHT am Wochenende zu kommen, falls ihr das Ambiente in aller Ruhe genießen wollt.
Obwohl wir im April in Umbrien waren, hat mich diese wirklich große Krippenszene im Freien überrascht. Warum diese (offensichtlich dauerhaft) aufgestellt ist, konnte ich nicht in Erfahrung bringen.
Was ich jedoch erfahren habe ist, dass es im Advent eine lebende Krippe gibt.
Sehenswürdigkeiten in Rasiglia
Was soll ich sagen: Rasiglia ist – sagen wir mal – übersichtlich! Keine 50 Menschen leben dauerhaft hier. Aber es gibt einige Highlights, die ihr nicht verpassen solltet!
⇉ Die Wasserkanäle; ♥ sie durchziehen das gesamte Dorf und sorgen für eine besondere Atmosphäre. Diese sind überall – ihr könnt sie also wirklich nicht übersehen.


⇉ Die Überreste der mittelalterlichen Burg sind wie so oft am Hügel. Von hier habt ihr bestimmt einen fantastischen Blick auf die Umgebung. Das habe ich aber nicht aus der Nähe betrachtet, da ich mit meiner Mutter unterwegs war und das wäre zu anstrengend für sie gewesen.
⇉ Die alten Töpfereien und Webereien erzählen die Geschichte der einst blühenden Industrie. Hier lohnt es sich, die Beschilderung etwas genauer lesen, durch Fenster schauen oder einfach angelehnte Türen öffnen. Es gibt einiges, das öffentlich zugänglich ist (Webereimuseum).

Doch es gibt auch noch andere Unternehmen, die Kleinigkeiten (nicht nur) für Touristen anbieten oder mehr über die Geschichte des Dorfes verraten. Einige Informationen für diesen Artikel habe ich direkt von dort.


⇉ Für alle Leckermäulchen gibt es auch noch ein Schokoladenmuseum. Da ich bei dem Thema sehr „gefährdet“ bin, habe ich es mich nicht im Detail von innen angesehen.

Speis & Trank in Rasiglia
Es gibt einige Möglichkeiten, hier zu essen, aber da wir noch weiterfahren wollten und genau zwischen den Mahlzeiten hier spazieren waren, kann ich euch nicht aus erster Hand davon berichten.
Einen Kaffee habe ich mir jedoch nicht nehmen lassen, zumal man ja auch einmal „muss“ (Ihr wisst schon).
Als ich bei der Bestellung im Lokal nach dem WC fragte, meinte der Wirt freundlich, ich muss mich nicht gezwungen fühlen, etwas zu bestellen.
Natürlich durfte ich auch so seine Toilette benutzen. Ich fand das außergewöhnlich freundlich, noch dazu an einem touristischen Ort. Umso lieber habe ich dann einen Kaffee mit einer süßen „Beilage“ genossen.
Es ist nichts Weltbewegendes, doch so menschliche Gastronomen bleiben in Erinnerung – und (nicht nur) dadurch bleibt auch Rasiglia für mich positiv behaftet.
Solltet ihr (im Gegensatz zu mir) auch noch wandern und Rad fahren wollen, dann sind das noch zwei Gründe mehr, um in dieser Gegend in Umbrien Zeit zu verbringen.
Wenn ihr – wie wir – „nur“ durch den Ort spazieren wollt, dann reicht eine Stunde PLUS eventuelle Zeit in einem Lokal.
Wie bereits erwähnt: Rasiglia ist klein und erinnert mich an ein Freilichtmuseum, in dem dann doch noch einige Menschen leben.
Tanti Saluti – Elena
Offenlegung:
Der Artikel über das Dorf Rasiglia entstand ohne Auftrag und ohne Bezahlung.