Eine Kleinstadt, die mich verzaubert hat
Wenn du Italien liebst, aber die typischen Touristenziele wie Florenz, Rom oder Venedig dich nicht mehr wirklich reizen, dann lass mich dir von einem ganz besonderen Ort erzählen: Spello.
Wie manche von euch sich sicher erinnern, habe ich im Frühling 2024 eine zweiwöchige Umbrien-Reise gemacht und dieses “Borgo” ist eine der empfohlenen Schönheiten der Vereinigung der „Schönsten Dörfer Italiens“. Doch nicht nur durch diese “Associazione” bin ich auf die 8.550-Einwohner-Gemeinde in der Nähe von Perugia (30 km) und Assisi (11 km) aufmerksam geworden – nein – auch mein Kontakt in Amelia hat mir geraten, dort unbedingt eine Pause einzulegen.
Willkommen in einer anderen Welt
Gleich bei unserer Ankunft in Spello wusste ich: Diese kleine Stadt ist nach meinem Geschmack! Dieses zauberhafte Städtchen hat mich von der ersten Minute an um den Finger gewickelt. Es ist klein, ruhig und trotzdem voller Charme – perfekt, um mal richtig durchzuatmen und das echte Italien zu spüren.
Schon die Anfahrt ist ein Erlebnis!
Stell dir vor: Du sitzt mit mir im Cabrio und wir fahren durch sanfte, grün bewaldete Hügel, vorbei an Olivenbäumen und Weinreben. Und dann taucht es vor dir auf: Spello, das wie ein kleines Juwel an den Hang eines Hügels geschmiegt ist. Die alten Stadtmauern aus römischer Zeit, teils grün bewachsen, versprechen Einblicke in die Vergangenheit.
Genauso war es. Und dann habe ich ganz einfach einen großen Parkplatz (Via della Liberazione) gefunden, auf dem ich zeitlich unbegrenzt und kostenfrei stehenbleiben konnte. Es gäbe hier sogar einen Aufzug, falls man nicht zu gut zu Fuß ist.
So etwas freut mich immer ganz besonders, denn dann fällt der Stress weg, pünktlich wieder zur Endzeit des Tickets beim Auto sein zu müssen. 🙂 Betonen möchte ich allerdings, dass dies nicht die einzige Möglichkeit ist. Ihr könnt Spello praktisch von jeder Seite aus erkunden.
Praktisch bei den Gassen finde ich die flachen Stufen in der Mitte und die Fahrstreifen an beiden Seiten, wenn der Weg steiler wird. Dadurch kann man besser wählen, wie man so angenehm wie möglich geht. Bei flacheren Straßen ist es nur eine optische Trennung.
Aber ich möchte auch noch einmal ausdrücklich erwähnen, dass Spello, wie so viele umbrische Dörfer, auf einem Hügel liegt und es durchaus anstrengend sein kann, wenn man ungeübt, schon etwas älter ist oder Probleme mit Hüfte oder Knie hat. Bedenkt das also!
“Infiorate di Spello”
Apropos Blumen: Spello ist berühmt für sein Blumenfestival, das jedes Jahr am Wochenende nach Fronleichnam stattfindet. Die Einwohner dekorieren die Straßen mit atemberaubenden Blumenteppichen, die oft wie Kunstwerke wirken. Natürlich werdet ihr NICHT die einzigen Bewunderer sein, daher lohnt es sich, bereits bei Sonnenaufgang die Blumenkunst zu bewundern, habe ich mir sagen lassen.
Ich war bedauerlicherweise zum falschen Zeitpunkt dort, um es zu sehen, aber der Vorteil war, dass selbst das Zentrum bei meinem Besuch nicht überfüllt war.
Aber auch außerhalb dieses Festivals sieht man in Spello überall Blumen. Die Häuser sind liebevoll dekoriert, und es gibt einen regelrechten Wettstreit darum, wer die schönste Begrünung hat. Egal, wann du Spello besuchst, es wird dich mit seinem Blütenzauber begeistern.
Römische Spuren sind überall
In Italien sind die Spuren der Römer praktisch an jeder Ecke zu finden, doch hier in Spello sind sie unübersehbar. Die römischen Mauern, die Stadttore, die Inschriften – all das wirst du entdecken, ohne viel zu suchen.
Das Mittelalter in Spello
Nach dem Ende der Römerzeit folgen gut 1.000 Jahre, die allgemein als Mittelalter bezeichnet werden. Auch davon sind reichlich Spuren in Spello zu finden. Die Mauern der Römer wurden erweitert und die Vorläufer der jetzigen Kirchen wurden erbaut.
Das Handwerkerviertel geht auf diese Zeit zurück. Auch heute noch empfinde ich die kleinen Läden, die es in solchen Städten gibt, als besonders reizvoll.
Mein Highlight ist immer die Renaissance!
Im 16. und 17. Jahrhundert erbaut wurde der Palazzo Urbani mit der hölzernen Loggiato. Wir sind “nur” im Innenhof gewesen, aber ich habe mir sagen lassen, dass auch die Fresken beeindruckend sind. Das Gebäude gehört heute der Stadt und dient als Veranstaltungsort.
Was Spello für mich so besonders macht, ist die Ruhe. Ich habe KEINE hektischen Touristenströme, keine Selfiesticks, gesehen.
Stattdessen konnten wir gemütlich durch die Gassen schlendern, in kleine Läden schauen und mit den Einheimischen ins Gespräch kommen. Die Menschen hier sind wahnsinnig freundlich und beim Pro-Loco-Point, der örtlichen Touristen-Information hatte ich besonderes Glück:
Es war gerade ein kompetenter Einheimischer anwesend: Sig. Ennio vom Circolo Foto Hispellum.
Er ist mit mir zur nahegelegenen Kirche Sant’Andrea gegangen und hat mir dann über die Restaurierungsarbeiten berichtet sowie auch direkt auf einige Besonderheiten hingewiesen hat, die ich sonst bestimmt übersehen hätte.
Grazie an dieser Stelle!
So etwas freut mich immer sehr und die Einheimischen freuen sich, wenn ich mich für ihre Stadt interessiere. So ist es hier und – wenn ich ganz ehrlich bin – natürlich auch in meiner Heimatstadt Salzburg, wenn ich jemanden etwas zeigen oder erklären kann, was ich immer gerne mache, wenn ich Zeit und Gelegenheit dazu habe.
Doch nicht nur diese kleinen Besonderheiten waren in der Kirche Sant’Andrea zu finden. An jeder Ecke und natürlich die Decke als Gesamtheit – ihr findet sensationelle Kunstwerke!
Was du dir auf keinen Fall entgehen lassen solltest
Ein absolutes Muss ist die Kirche Santa Maria Maggiore. Von außen wirkt sie vielleicht nicht so spektakulär, aber die Baglioni-Kapelle (Cappella Bella) ist für Liebhaber kirchlicher Meisterwerke Pflicht. Die Fresken von Pinturicchio sollen der Wahnsinn sein!
Die Farben, die Details – man könnte stundenlang davorstehen und immer neue Feinheiten entdecken, habe ich mir sagen lassen. Beim Bild der Verkündigung von Pinturicchio müsst ihr unbedingt ganz rechts im Bild das Selbstbildnis des Künstlers beachten.
Bei meinem Besuch waren wir leider etwas zu spät, um all das bewundern zu können. Daher ist das einer von mehreren Gründen, um wiederzukommen!
Hügeldörfer haben Aussichtspunkte – immer!
Natürlich darf man sich auch den Panoramablick vom Belvedere nicht entgehen lassen. Da Spello auf einem Hügel liegt bedeutet das unglaubliche Ausblicke, falls ihr mehr Glück mit dem Wetter habt als wir. Während unseres Besuches hat es bedauerlicherweise kurz vorher zu regnen begonnen.
Aber grundsätzlich: Vom Belvedere kannst du kilometerweit über die Landschaft Umbriens schauen – Weinberge, Olivenhaine und andere kleine Dörfer bewundern. Am besten genießt du den Ausblick bei Sonnenuntergang, wenn alles in warmes Licht getaucht wird.
Entspannung und Dolce Vita
Spello mag klein sein, aber es ist ein Ort, an dem du die Seele baumeln lassen kannst, an dem du echtes italienisches Lebensgefühl erlebst. Ein Ort, an dem du dich willkommen fühlst, egal ob du nur einen Tag bleibst oder eine Woche.
Ich bin mit einem Lächeln auf den Lippen abgereist – und mit dem festen Vorsatz, irgendwann zurückzukehren. Ich habe noch lange nicht alles im Detail gesehen und möchte beim nächsten Besuch auch hier nächtigen und mehr erkunden.
Fix auf meiner Liste würde noch stehen,
- die Kirche Santa Maria Maggiore mit der Baglioni-Kapelle von innen zu besichtigen;
- die römischen Mosaike (Via Martin Luther King);
- die Reste vom Oval des römischen Amphitheaters;
- die Villa Fidelia mit dem italienischen Garten;
- alle, wirklich alle der Stadttore zu sehen.
Wem das alles noch nicht genügt: Spello ist Teil von gleich 5 (!) Cammini (=Pilgerwege).
Für “durchschnittliche” Gäste gilt jedoch: Es gibt einen Weg, auf dem ihr Spello umrunden könnt und einen mittendurch, wenn ihr “nur” die wichtigsten Sehenswürdigkeiten bewundern wollt. Ihr seht also – es bleibt reichlich für einen 2. Teil über dieses schöne kleine Dorf, das berechtigterweise zu den schönsten Italiens gehört.
Also, solltest du Umbrien auf der Liste haben, dann pack deinen Koffer, schnapp dir eine Kamera und erlebe Spello selbst. Ich verspreche dir: Du wirst es lieben!
Tanti Saluti – Elena
Offenlegung:
Ich habe Spello im Zuge einer privaten Rundreise besucht. Für die Erklärungen beim Tourismusverband war ich sehr dankbar. Ein Honorar oder gar einen Auftrag, diesen Artikel zu schreiben, gab es nicht.