Im Frühling ein Blumentraum in Lila
2x jedes Jahr ist es soweit und das Wochenende der „Castelli aperti, der offenen Schlösser“ lockt mit Burgen, Schlössern und Villen, die üblicherweise nicht besichtigt werden können, da sie privat bewohnt werden.
Seit vielen Jahren versuche ich zumindest eines dieser beiden Wochenenden zu nutzen, um einige dieser wunderschönen privaten oder gastronomisch genutzten Gebäude von innen sehen zu können.
Eines dieser historischen Gebäude ist die Villa Barbarigo – de Arasta – Kechler, die in der Nähe der A4-Autobahn Abfahrt Latisana im Friaul in einem kleinen Dorf (Fraforeano) an der alten Landstraße steht. Es handelt sich um eine Villa und deren Nebengebäuden, die ursprünglich landwirtschaftlich genutzt wurden, sowie einem schönen englischen Park. Erstmals erwähnt wurde das malerische Ensemble Mitte des 16. Jahrhunderts.
Selbst wenn man es nicht schafft, zum richtigen Wochenende dort zu sein – während der Blütezeit der fast flächendeckenden Glyzinie ist auch ein Blick durch das Tor eine kurze Pause wert.
Der Straße zugewandt sieht man die Nebengebäude und sollte sich nicht von einem Besuch abhalten lassen, nur weil noch nicht alles renoviert ist. Kurz vor der Kirche muss man dann zu den Parkplätzen einbiegen. Wir waren rechtzeitig dran und somit hatten wir auch kein Problem, einen freien Platz zu finden.
Der Eintrittspreis der Villa Kechler ist mehr als fair
Beim Haupteingang war ein kleiner Tisch aufgebaut und 2 freundliche Mädchen haben den Eintritt kassiert. Da wir gleich den ersten Termin am Vormittag gewählt hatten, waren nicht zu viele Besucher anwesend. Wir konnten vor der offiziellen Führung ein wenig die Nebengebäude ansehen und uns an der Glyzinie erfreuen.
Im langgezogenen Raum mit den schönen Deckenbalken und Rundbögen kann man Feste feiern und Ausstellungen veranstalten. Aktuell sind viele Fotos an den Wänden, da Ernest Hemingway hier oft zu Gast war, ein Freund des Grafen Federico Kechler. Die beiden liebten die Jagd und angelten leidenschaftlich gerne; so kam Hemingway um 1950 mehrmals nach Friaul. Seine Liebe zu Lignano und der Region ist unter anderem in seinem Buch „In einem anderen Land“ festgehalten.
Eine kleine Liebesgeschichte darf sein…
Einige Fotografien zeigen den Schriftsteller zusammen mit seinem Freund und dessen Familie sowie der 19-jährigen Adriana Ivancich, in die er (angeblich) verliebt war. Sie war seine Inspiration und wurde die Heldin eines Romans „Über den Fluss und in die Wälder“. Die Villa ist in Familienbesitz; die Kechler de Asartas stammen vom spanischen Zweig der Familie ab. Vittorio de Asarta, führte ab 1883 eine radikale Modernisierung durch – inklusive der weltweit ersten Elektrifizierung!
(Relativ) pünktlich würde mit der Führung durch das Erdgeschoss des Hauses begonnen, über die ich gar nicht viele Worte verlieren möchte, denn die Bilder sprechen für sich.
Meine persönlichen Highlights in der Villa
Besonders aufgefallen sind mir folgende 3 Dinge:
- Das Bild einer wunderschönen Bewohnerin des Hauses,
- Die unterschiedlich gestalteten Salons und
- Die ursprüngliche Küche, in der offensichtlich noch gekocht wird.
Der Park – eine grüne Schönheit
In den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts umgab die Villa Kechler noch ein weitläufiger Park, in welchem die Fuchsjagd gepflegt wurde. Auch wenn das Areal heute deutlich kleiner ist (und zum Glück kein Fuchs mehr um sein Leben fürchten muss) – einen Spaziergang durch den Park sollte man unbedingt noch machen. Er wird dem Architekten Jappelli (oder seinem direkten Umfeld) zugeschrieben und ist ein herrliches Beispiel für die Gärten des 19. Jahrhunderts.
Mitten im Park befindet sich wie damals üblich ein gar nicht so kleiner Teich, in dem sich romantisch Bäume und Himmel spiegeln. Sogar eine kleine Brücke führt zu den Resten eines Gebäudes über eine engere Stelle. Die dichte Vegetation, mit vielen großen, Jahrhunderte alten Bäumen, verbirgt auch eine Grotte. Natürlich habe ich sie erkundet, auch wenn meine Schuhe – wie so oft – nicht perfekt dafür geeignet waren.
Aber auch der schönste Besuch und damit das Zurück-träumen in die 1950-er Jahre und weiter, hat ein Ende.
Borgo Fraforeano
Wieder am Weg zu unserem Parkplatz machten wir kurz Rast auf einer Bank im „Ortszentrum“ von Fraforeano – und siehe da: Der Brunnen ist zwar relativ neu, aber die behördliche Ankündigung dürfte wohl nicht mehr ganz aktuell sein 😉
Wie auch immer – die Villa Kechler de Asarta, an der ich unzählige Male am Weg nach Hause vorbeigefahren bin – immer so langsam, wie es der Verkehr zulässt, nur um einen kleinen Blick in den Innenhof zu werfen. Nicht selten konnte ich einen Tisch sehen, um den es sich einige Bewohner gemütlich gemacht hatten.
Ursprünglich waren auch die Gebäude außerhalb des eigentlichen Villen-Grundstückes im Besitz der Familie, doch Mitte der 1970er Jahre wurde vieles verkauft bzw. an die Einwohner von Fraforeano übergeben.
Ich bin froh, dass ich meine Neugier ein wenig stillen durfte und wenn ihr auch eine Schwäche für schöne Gebäude habt, dann nehmt euch Zeit für einen Besuch.
Villa Kechler de Asarta
Corso San Valentino, 9
Fraforeano di Ronchis (Ud)
Gruppenbesichtigungen möglich
Tel. +39 347 3214358
info [at] parcodifraforeano [dot] it
Tanti Saluti – Elena
Offenlegung:
Ich habe wie jeder Eintritt bezahlt im Zuge von „Castelli Aperti„.
Das Thema !Lila voll getroffen ! Danke
Ich danke dir für die netten Worte!