“La Nazionale”
Ein Traum, den man gesehen haben muss, wenn man sich für historische Bauten begeistert!
Vom 33 km langen Brenta-Kanal und den über 150 Venzianischen Villen entlang seines Ufers haben bestimmt einige von euch schon gehört. Die bestimmt Schönste davon ist die Villa Pisani. Sie liegt in dem Ort Stra, zwischen Venedig >1/2 Std und Padua <1/2 Std. mit dem Auto.
Anreise und Parkplatz
Generell ist die Strecke Stra, Dolo und Mira eine schöne Route, wenn man etwas mehr Zeit hat und nicht zwingend auf der Autostrada bleiben möchte. Übersehen kann man die Villa Pisani eigentlich nicht, aber wenn man auf der Bundesstraße SR11 von Osten kommt, dann muss man aufpassen, dass man am Parkplatz in der Via Nazionale nicht vorbeifährt, denn es ist der einzige!
Riesig ist der Parkplatz nicht, aber obwohl ich bereits mehrfach hier war, habe ich noch immer Platz gefunden. Beim Parken selbst stellt euch – wenn möglich – gleich so hin, dass ihr gut wieder wegfahren könnt, denn es ist mir auch schon passiert, dass mehrere Busse etwas “suboptimal” geparkt haben und wer will sich schon quälen, wenn es auch anders geht 🙂
Von hier aus geht man dann wenige Minuten Richtung Haupteingang und kann schon hier und dort einige Blicke in den Park riskieren. Was man auch nicht versäumen sollte VOR dem Hineingehen ist: ganz zum Dach hinaufsehen, den hier sind ziemlich große Figuren aufgereiht, die das Gebäude insgesamt sehr majestätisch wirken lassen.
Nur Garten oder alles sehen?
Dass hier Eintritt zu bezahlen ist, werdet ihr sicher verstehen. Was ich aber noch nie erlebt habe ist, dass man wählen kann, ob man nur den Garten sehen möchte oder auch die Villa.
Ich finde das genial gut, denn die Villa habe ich mir vermutlich nur einmal im Detail angesehen – und glaubt mir – ich habe sie in JEDEM Detail gesehen, denn bei dieser Besichtigung war ich diesmal alleine und habe somit niemanden mit meinem Schneckentempo genervt.
Den Garten hingegen habe ich bereits mehrmals zu unterschiedlichen Jahreszeiten besucht, denn er ist wirklich groß und noch immer gibt es Teile wie das z.B. das Labyrinth, das ich NICHT durchwandert habe. Selbst die “Nebengebäude” finde ich hier sehenswert!
Eine Villa wie ein Schloss!
Wie ich bis jetzt gelernt habe besteht der Unterschied zwischen Villa und Schloss nicht in der Größe, sondern beim Schloss geht die Funktion über ausschließliche Wohnbedürfnisse hinaus. Eine Villa hingegen ist ein Landsitz eines Grundherrn, der nicht zwingend auch Landesherrscher sein muss. Man möge mich gerne per Mail korrigieren, falls jemand andere Informationen zum Unterschied der beiden Bauformen hat.
Der Gebäudekomplex wurde Mitte des 18. Jahrhundert in nur zwanzigjähriger Bauzeit vollendet, was mir angesichts der Größe nicht besonders lang vorkommt.
Nach der Familie Pisani hatte die Villa auch andere sehr bekannte Besitzer; einer davon war Napoleon Bonaparte, von dem ihr später noch lesen werden. Auch uns, also den Habsburgern 😉 gehörte die Villa eine Weile und danach dem Haus Savoyen. Weniger prickelnd finde ich, dass sich hier Mussolini und Hitler zum ersten Mal trafen, aber auch das ist Geschichte. Heute ist die Villa übrigens Staatsbesitz!
Wer mehr über die Entstehung des Hauses und die Baudetails lesen möchte wird direkt auf der Seite der Villa Pisani fündig!
Lang, lang ist’s her…
Ich erinnere mich jetzt, während ich diese Zeilen schreibe, an meinen allerersten Blick auf die Villa Pisani: vor inzwischen sehr vielen Jahren bin ich gemütlich die Landstraße entlang gefahren, ohne irgendetwas Besonderes zu erwarten.
Doch dann sah ich dieses Gebäude und musste aufpassen, nicht SOFORT zu bremsen und somit eine Gefahr für den nachfolgenden Verkehr zu werden. Bei nächster Gelegenheit habe ich umgedreht und bin zu dem bereits erwähnten Parkplatz gefahren. Schon bei diesem 1. Blick war ich einfach nur beeindruckt und das obwohl ich damals aus Zeitgründen nicht weiter als bis zur Säulenhalle gekommen bin.
Die Säulenhalle beim Haupteingang
Links und rechts der Eingangshalle befinden sich 2 Innenhöfe. Es lohnt sich ein blick nach oben, denn auf Höhe des 1. Stocks sind insgesamt 12 Cäsaren abgebildet.
Was aber für Besucher manchmal ein weit wichtigerer Punkt sein könnte:
Am Ende des rechten Innenhofes befinden sich Toiletten, die man bereits VOR Bezahlung der Eintrittsgebühr erreichen kann. Ich finde die Positionierung gut, denn nach einer langen Fahrt und vielen Menschen an der Kasse wird manchmal genau das zur Herausforderung (z.B. Festspielhaus Salzburg, Schloss Charlottenburg Berlin,…).
114 Zimmer!
Diese beachtliche Anzahl von Zimmern wurde gewählt, weil Alvise Pisani in dieser Zeit 114. Doge von Venedig wurde und somit ein Zeichen für die Stellung seiner Familie setzen wollte.
An unterschiedlichen Positionen in der Villa kann man 24 Büsten bewundern, die ursprünglich aus den napoleonische Flügel der Prokuratien in Venedig stammen. Das ist der Gebäudeteil gegenüber der Basilika von der am Markusplatz; heute findet man dort das Museum Correr.
Als Besucher bekommt man natürlich nicht alle Zimmer zu sehen, denn – wie ich erfahren durfte – sind ein Großteil der Räume als Büro und Lager genutzt.
Grazie / Danke
an dieser Stelle an die freundliche Aufseherin, die mir gleich zu Beginn erklärt hat wo und wie ich am besten Bilder mache und mir im Laufe des Rundgangs immer wieder einiges zu den Exponaten erzählt hat.
Alle Räume kann ich euch gar nicht zeigen, aber einige muss ich einfach erwähnen bzw. einfach die Bilder für sich sprechen lassen.
- der Saal des Bacchus mit opulenter Wand- und Deckengestaltung: hier wird vermutet, dass man sich früher mit Musik und Spiel die Zeit vertrieben hat.
- Napoleons Schlafzimmer (samt Bad) mit einem Bett, das seinesgleichen sucht (obwohl er angeblich nur 2x hier genächtigt hat).
- Ein komplett gedecktes Esszimmer, in dem man auch heute noch fein dinieren könnte!
- Im Blumenzimmer (jede Menge Blumen-Bilder an den Wänden) wurde auf einem Hammerklavier Musik gemacht – und wieder lässt Österreich grüßen, denn es stammt aus Wien.
- Eines der beiden Kinderzimmer von Josèphine, der erstgeborenen Tochter von Napoleon’s Stiefsohn Eugène de Beaujarnais (damals Vizekönig von Italien) und der wunderschönen Prinzessin Auguste Amalia Ludovika von Bayern. Obwohl diese Ehe auf Wunsch von Napoleon zustande kam, war sie von ♥ Glück und Liebe ♥ geprägt.
- Ein weiteres Schlafzimmer zeige ich euch noch: man beachte die beiden Türen links und rechts der Nische! Eine führt in den Ankleideraum und die andere in ein Bad. Da will noch mal einer sagen, die hätten nicht praktisch gedacht früher…
Nun kommt das Highlight – der Ballsaal
Alle Künstler der Fresken, anderer Malereien und Büsten kann ich hier gar nicht aufzählen, aber sie sind durchaus namhaft. Herausgreifen möchte ich aber dennoch einen: Fast am Ende meines Rundganges kam ich in den zweigeschossigen Ballsaal, der den gesamten Mittelflügel einnimmt. Die Fresken an der Decke sind ein wahres Meisterwerk von Gianbattista Tiepolo und zeigen den “Ruhm der Pisani-Familie”.
Der Rundgang im Gebäude ist nun zu Ende, doch auch der riesengroße Garten hat einiges zu bieten!
Der Park
Die Auszeichnung “Schönster Park Italiens” kenne ich bereits; der Park der Villa Pisani war der Gewinner 2008. Französische Gartenkunst angelehnt an Versailles und der Venezianische Stil des ummauerten Gartens (durch Portale und Fenster geöffnet) werden hier perfekt vereint.
11 Hektar ist der Park groß und das ist eine ganze Menge, genau gesagt mehr als 15 durchschnittlich große Fußballfelder!
Unterschiedliche Bereiche im Park
- Sehr schön anzusehen ist das Hecken-Labyrinth mit dem Turm in der Mitte. Der Irrgarten ist von November bis März geschlossen und somit nur in der warmen Jahreszeit zu besuchen.
- Aber auch die sechsseitige Exedra im hinteren Bereich des Gartens – genau dort, wo sich 6 Wege kreuzen. Leider war der Aufgang auf die Terrasse bei jedem meiner Besuche versperrt.
- Ein englischer Hain im Westen,
- verschieden angelegte Ziergärten und
- die Orangerie – ein tropisches Gewächshaus, in dem bei meinem letzten Besuch Palmen und Zitronenbäume Zuflucht vor der Kälte gefunden haben. In der Habsburger-Zeit wurden von hier unzählige Zitrusgewächse bis nach Wien in die Hofburg und nach Schönbrunn geliefert.
All diese Details und noch manches mehr lässt die Zeit beim Flanieren durch den Park wie im Flug vergehen.
Gartenhäuser gibt es mehrere, aber das eine, das von einem Ring aus Wasser umgeben ist, hat mir besonders gefallen.
Wenn man wie ich bis in die letzte Ecke des Gartens spaziert, hat man immer wieder einen schönen Blick auf die großen kolossalen Statuen. Das rechteckige Reflexionsbecken sieht aus wie ein Sport-Pool vergangener Zeiten, jedoch ist dem natürlich nicht so. Überraschend fand ich, dass es zu Beginn der Nachkriegszeit für Experimente in der Hydrotechnik genutzt wurde.
Das Museum Cafè befindet sich am rechten hinteren Ende des Parks beim alten Stall. Obwohl es bei meinem Besuch schon ziemlich spät war, wurde ich freundlich bedient und konnte mich noch mit Tramezzini und Kaffee stärken.
Hier fand mein letzter ausgedehnter Spaziergang sein Ende und bin mir sicher, dass ich bald wieder komme.
In der Villa Pisani sind immer wieder Ausstellungen mit alter, aber auch moderner Kunst zu besichtigen. Jedes Jahr kommen mehr als 150.000 Besucher hier her!
Montags bleibt geschlossen – außer an Feiertagen, aber: freier Eintritt jeden ersten Sonntag im Monat (außer im Labyrinth).
Villa Pisani
National Museum
Via Doge Pisani 7 – 30039 Stra (VE)
Telefon: +39.049.502074
Grazie / Danke
an dieser Stelle an die Munus Srl, in deren Namen mir ein Mitarbeiter an der Kasse die Erlaubnis für diesen Artikel gegeben hat.
Wer übrigens aus einiger Entfernung die Villa noch auf sich wirken lassen möchte, fährt daran vorbei und nach wenigen 100 Metern bei der nächsten Brücke über den Kanal und gleich links weiter. Von hier aus hat man einen perfekten Abschiedsblick!
Tanti Saluti
Elena
Offenlegung:
Der Artikel entstand während einer Recherche-Reise auf eigene Kosten. Das heißt es ist weder Geld geflossen, noch wurde der Inhalt beauftragt. Ich habe wie jeder andere auch Eintritt bezahlt.
Ein Sport-Pool vergangener Zeiten? Ist ja interessant, dass es zu Beginn der Nachkriegszeit für Experimente in der Hydrotechnik genutzt wurde. Hydrotechnik, so wie Strömungsanlagen? Sehr interessant!
Hallo Anton,
danke für deinen Kommentar! Ich fand es auch sehr interessant, als mir das die Mitarbeiterin in der Villa erzählt hat. Genauere Details weiß ich leider nicht darüber, aber ich liebe es immer, wenn ich mit dem Aufsichtspersonal ins Plaudern komme, denn nicht selten erfahre ich dadurch etwas, das ich sonst nirgends lesen konnte.
Viele Grüße
Elena
Liebe Elena,
ich bin immer wieder fasziniert davon, was du für schöne Ecken in Italien entdeckst 🙂 Die Villa ist wunderschön und der Garten absolut bezaubernd. Danke für diesen tollen Tipp, steht schon auf meiner Cabrio-Ausflugs-Bucket-List 😉
LG aus Kärnten, Anita
Liebe Anita,
eine perfekte Cabrio-Strecke von dir dorthin! Im Umkreis von 15/20 km dieser Villa gibt es sooo viel, dass man auch einen Kurzurlaub daraus machen kann.
Viele Grüße
Elena
Liebe Elena,
was für ein Gebäude und was für coole Bilder.
Wieder sehr anschaulich von dir beschrieben.
Man möchte am liebsten gleich los… und selber auf Entdeckertour gehen.
Liebe Grüße
Tanja
Liebe Tanja,
danke für die netten Worte! Ja, dieses Gebäude ist wirklich etwas Besonderes und wenn man historisch Gebäude mag, ist das ein MUSS!
Viele Grüße
Elena
Wow, was für eine Pracht!
Ich finde den Namen “Villa” ja klares Understatement, für mich ist das ein Schloss, egal wie das definiert wird.
Das mit dem “Schneckentempo” beim gründlichen Besichtigen kenne ich übrigens auch 😉
Mein Mann sucht sich dann immer schon mal einen Sitzplatz, um auf mich zu warten…
Liebe Grüße
Gina
Liebe Gina,
das ist lustig – auch viele meiner Begleitungen suchen sich immer schon mal einen Sitzplatz oder gleich die Cafeteria, wenn ich mal wieder gar nicht genug bekommen kann. Darum besichtige ich, wenn ich vorher schon erahne was mich erwartet, in letzter Zeit immer öfter alleine. Bei mir geht das, bei euch beiden hilft nur ein Arrangement 🙂
Viele Grüße
Elena
Liebe Elena!
Das ist ja der Wahnsinn und ich hätte das Gebäude definitiv auch als Schloss bezeichnet, schon allein der Größe wegen. Die Einrichtung sieht beeindruckend aus. Ich finde es ja toll, dass du fotografieren durftest, wo das doch meistens verboten ist.
Am meisten kann ich mich aber für den Park begeistern. Ich liebe solche Gärten und Parks einfach! Da kann ich dich gut verstehen und würde auch selbst immer wieder hingehen.
Liebe Grüße
Angela
Liebe Angela,
danke für die netten Worte! Ja, ich hatte erst auch Angst, dass ich nicht fotografieren darf, aber ich wurde wirklich super nett aufgenommen. Eigentlich ist es sehr klug von den Besitzern, dass man sich Villa und Garten auch extra ansehen kann, denn auf einmal schafft man das kaum. Leute wie ich – die in der Nähe wohnen – haben so die Möglichkeit, einfach für ein paar Euro im Garten spazieren zu gehen, wenn das Wetter passt.
Liebe Grüße
Elena